ÖAMTC-Test: All-Terrain-Reifen überzeugen auf der Straße nicht

Bremswege auf Asphalt deutlich länger – kein Modell erhält eine Empfehlung.

All-Terrain-Reifen versprechen Vielseitigkeit: Sie sollen sowohl im Gelände als auch auf befestigten Straßen zuverlässig funktionieren. Doch ein aktueller Test des ÖAMTC gemeinsam mit Partnerorganisationen stellt diesem Reifentyp ein schlechtes Zeugnis aus. Acht Modelle in der Dimension 225/65 R17 106 V wurden getestet – mit ernüchterndem Ergebnis. „In keinem Bereich auf Asphalt konnten die All-Terrain-Reifen mit dem als Referenz herangezogenen Ganzjahresreifen mithalten“, erklärt ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl. Besonders auf nasser Fahrbahn offenbarten die getesteten Modelle erhebliche Schwächen – eine Empfehlung kann der Mobilitätsclub für keinen der Kandidaten aussprechen.

Am negativsten schnitt der Trail Terrain T/A von BF Goodrich ab. Bei einer Vollbremsung aus 80 km/h auf nasser Straße kam das Fahrzeug erst nach 48,8 Metern zum Stillstand – 15 Meter später als mit dem Referenzreifen. Zum Vergleich: Das beste All-Terrain-Modell in dieser Disziplin, der Falken Wildpeak, benötigte 39,7 Meter. Aufgrund dieser Schwäche fiel der BF Goodrich als einziger Reifen im Test mit der Bewertung „nicht genügend“ durch.

All-Terrain-Reifen tragen das Schneeflockensymbol und gelten somit als ganzjahrestauglich. Doch auf trockener wie nasser Straße konnten sie im Test nicht überzeugen. Selbst auf Schnee kamen nur zwei Modelle – der Yokohama Geolandar und ausgerechnet der schwache BF Goodrich – annähernd an die Leistung des Ganzjahresreifens heran. Doch auch das reicht nicht aus, um eine Empfehlung auszusprechen. Denn im Alltag werden auch geländegängige Reifen meist auf befestigten Straßen genutzt – und genau dort liegen ihre größten Schwächen.

„In bestimmten Situationen – etwa im Campingbereich oder bei häufiger Nutzung unbefestigter Wege – kann ein All-Terrain-Reifen mit besserer Traktion und höherer Pannensicherheit punkten“, erklärt Kerbl. „In diesen speziellen Einsatzbereichen sind sie Sommer- oder Ganzjahresreifen ebenbürtig, teils sogar überlegen.“ Wer regelmäßig ins Gelände fährt, sollte daher über einen zweiten Radsatz mit All-Terrain-Bereifung nachdenken.

Empfehlungen für Konsumenten

  • All-Terrain-Reifen bringen auf befestigten Straßen einen deutlichen Nachteil beim Bremsverhalten – insbesondere bei Nässe. Die Anschaffung sollte daher gut überlegt sein.
  • Für schwere Campingfahrzeuge eignen sich aufgrund der höheren Traglast eher Cargo-Ganzjahresreifen als Alternative zu All-Terrain-Modellen.
  • Wer gelegentlich abseits der Straße fährt, etwa auf Feldwegen oder Wiesen, ist mit einem hochwertigen Ganzjahresreifen für Pkw meist ausreichend ausgestattet.
  • Mehr Traktion als jeder Spezialreifen bringt im Alltag in erster Linie ein Allradfahrzeug – ein Aspekt, der bei der Kaufentscheidung mitbedacht werden sollte.

Der ÖAMTC empfiehlt: Wer primär auf befestigten Straßen unterwegs ist, sollte auf bewährte Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen zurückgreifen – und All-Terrain-Modelle nur dann in Erwägung ziehen, wenn der Nutzen im Gelände regelmäßig im Vordergrund steht.

> www.oeamtc.at

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