In einer Automobilwelt, in der die Elektrifizierung immer weiter zunimmt, ist der Ferrari 12Cilindri eine willkommene Abwechslung mit 6,5 Litern Hubraum und puren Emotionen.
Wie schön es ist, dass Ferrari trotz Elektroautoboom einen reinen Zwölfzylinder auf den Markt bringt, haben wir bereits bei der Modellvorstellung in AUTO-aktuell 2/24 festgestellt. Mitte September ging es für mich nach Luxemburg, um mich in persona von Ferraris GT-Supersportwagen zu begeistern und die pure Kraft des legendären Motors aus Maranello zu erfahren.
Das Herzstück des Grand-Tourers ist die neueste Weiterentwicklung des F140HD-Motors, der zuletzt im Sondermodell 812 Competizione zum Einsatz kam. Beide Modelle teilen sich glorreiche Leistungswerte von 830 PS, 678 Nm Drehmoment und eine maximale Drehzahl von 9.500 Umdrehungen pro Minute. Diese wird durch Einsparungen bei Gewicht und Trägheit der Komponenten erreicht, indem man beispielsweise die Stahlpleuel durch Titan ersetzte und eine Aluminiumlegierung für die Kolben anwandte. Das sogenannte Aspirated Torque Shaping ist eine neue, elektronische Steuerung, die die Drehmomentkurve im dritten und vierten Gang verbessert und so die Beschleunigung und Leistungsentfaltung optimiert.
Doch genug der Theorie, denn der V12-Sauger muss im echten Leben und auf der Straße überzeugen. Im spätsommerlichen Morgengrauen ist das Brüllen beim Anstarten des Italieners das wohl schönste Geräusch, das man sich vorstellen kann. Mit der perfekten akustischen Untermalung beginnt meine Tour am Chateau d’Urspelt Richtung Süden, über noch leicht feuchte Straßen. Ideal, um sich im Komfort-Modus an den Sportler zu gewöhnen, die Systeme auf Temperatur zu bringen und das Grand Touren zu testen. Kurze Schaltzeiten und weiche Gangwechsel ermöglichen gemütliches Fahren durch die wunderschöne Landschaft Luxemburgs, während sich die Sonne über die Hügel erhebt und den Asphalt trocknet. Zeit, den Manettino zu betätigen und in den Sport-Modus zu schalten. Die kurvigen Landstraßen liegen dem 12Cilindri ausgezeichnet und das Lächeln in meinem Gesicht könnte nicht größer werden. Aus jeder Kehre heraus beschleunigt der Italiener mit einer spielerischen Sportlichkeit und untermalt die gesamte Situation mit dem schönsten aller Klänge. Beschleunigungswerte von 2,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h bestätigen das brachiale Gefühl, das man bereits auf der Landstraße zu spüren bekommt, ohne den Italiener auch nur annähernd an seine Grenzen zu bringen. So könnte es meiner Meinung nach ewig dahingehen und ich kann mir durchaus gut vorstellen, dass man mit dem 12Cilindri zu zweit weiter weg reist – die Mischung aus Komfort und Sportlichkeit macht Ferraris Gran Turismo Supersportwagen aus.
Wie es ums Interieur aussieht, lesen Sie in AUTO-aktuell 4/24.